Gießen (pm). Die Kabinettausstellung „DIGGE MAL! Das Manische in Gießen“ im Oberhessischen Museum widmet sich der Sondersprache „Manisch“, die eine Gießener Besonderheit ist. Mit der Ausstellung wird das vielschichtige Thema erstmals im musealen Kontext präsentiert, um so den Besucher:innen einen Teil der Gießener Kultur- und Sprachgeschichte zu vermitteln. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt nicht ausschließlich auf dem Sprachlichen, sondern schließt die Kulturgeschichte mit ein und stellt Verbindungen zur Stadtentwicklung her.
Es wird unter anderem den Fragen nachgegangen, wo eigentlich die Ursprünge dieser Sprache liegen und von wem und zu welchem Zweck sie gesprochen wurde? Welche Bedeutung hat sie heute?
as „Manische“ in Gießen: Ursprung und EntwicklungHäufig wird bei der Betrachtung der Sondersprache „Manisch“ übersehen, dass es sich hierbei um eine Kulturgeschichte handelt, deren Ursprung bis weit ins Mittelalter zurückreicht. Das sogenannte „Manisch“ ist eine Gießener Einzigartigkeit, die eng mit der Stadtentwicklung verwoben ist. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, also mit dem ersten Ansiedeln der Manisch-Sprechenden in Gießen, wurden diese bewusst aus der Stadtgesellschaft ausgegrenzt und gemieden. Die Sondersprache wurde und wird vor allem in den Gießener Stadtteilen Eulenkopf, Margaretenhütte und Gummiinsel gesprochen.Diese sogenannten Schwerpunktbezirke wurden von der Stadtregierung Gießens ab den 1920er Jahren bewusst zur sozialen Ausgrenzung erbaut und kennzeichnen sich durch ihre Insellage am Rand des Stadtgebiets. Die „Margaretenhütte“ ist durch den Güterbahnhof bzw. Bahnhof von der Stadt getrennt. Die „Gummiinsel“ im Westen der Stadt ist nur über die Lahn erreichbar und die Autobahn A485 markiert die Grenze zum „Eulenkopf“. Ein weiteres, jedoch viel kleineres und unbekannteres, Viertel ist die Lederinsel, die in direkter Nachbarschaft zur Gummiinsel gelegen ist.Die schwierige Lebenssituation der Bewohner*innen, die von Armut, gesellschaftlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung geprägt war, änderte sich erst durch die Unterstützung von Studierendeninitiativen und der Gemeinwesenarbeit ab den 1970er Jahren. Seitdem hat die Stadt Gießen viel dafür getan die Wohn- wie auch die Lebenssituation der Bewohner*innen zu verbessern.
Die Ausstellung geht noch bis zum 1. Mai 2022