GIESSEN (HH). Die diesjährige Weltmeisterschaft in Katar hat bereits vor Spielbeginn für Schlagzeilen gesorgt. Laut Amnesty International sind während der Bauarbeiten der Stadien mehrere tausend Arbeitsmigrant*innen gestorben. Auch hier bei uns in Gießen sind sich einige Gastronomen dieser Situation bewusst und möchten keine Spiele der WM vor Publikum zeigen.
Zusätzlich sorgte der katarische WM-Botschafter Khalid Salman vor einigen Tagen im ZDF-Interview für große Verärgerung, da er Homosexualität als einen „geistigen Schaden“ betitelte. Aufgrund dieser und anderer äußerst fraglichen Hintergründe der WM entschieden sich bereits zahlreiche Gaststätten auch hier in Gießen dagegen, die WM-Spiele zu übertragen.
Eigentlich sind solche großen Sportevents für die Betreiber*innen einer Lokalität äußerst lukrativ. Gerade durch die Pandemie gibt es noch finanziellen Nachholbedarf. Viele Gastronom*innen haben lange mit der Entscheidung gerungen, ob sie die Spiele zeigen sollen oder nicht: „Ich habe schon gesagt, dass ich es boykottieren werde. Ich bin dagegen. Ansonsten schaue ich gerne Fußball, aber das finde ich dieses Jahr nicht richtig, wie das abläuft. Diese Ausbeuterei von den Arbeitern und dass es so viele Tote gab, finde ich nicht gut“, sagte Gabi Prinz, die Betreiberin vom Grünen Kranz in Gießen.
So konsequent wie diese Betreiberin sehen es nicht alle. Die Inhaberin der Musik- und Sportsbar Ritzis, Jule Färber, kann auf die Einnahmen nicht verzichten: „Wir finden auch, dass es eine schwierige Situation ist und wir verstehen und akzeptieren das auch. Dennoch möchten wir die WM zeigen und den Leuten das anbieten. Gerade nach der Corona-Pandemie und der momentanen Energiekrise ist die Gastronomie generell sehr geschwächt“. Es sei auch abhängig davon, wie groß die Nachfrage ist, wenn niemand zu den Spielen kommt, könnte der Fernseher auch ausbleiben.
Das Erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft beginnt am 23. November um 14 Uhr.