GIESSEN (fw). Ein Anblick, der uns in den kommenden Wochen noch öfters faszinieren wird. Derzeit sind wieder Hunderttausende Zugvögel auf dem Weg in den Süden, auch über Gießen. Jedes Jahr, wenn im Norden kalt wird, machen sich die Tiere auf den Weg in den Süden, vor allem um dort besser Nahrung finden zu können und sich vor der Kälte zu schützen.
In Mittelhessen sind es überwiegend Kraniche, die in Speerformationen am Himmel zu sehen sind. Häufig sind es ruhige Naturschutzgebiete wie die Lahnauen, in denen die Vögel auch mal eine Pause einlegen, bevor sie den beschwerlichen Weg weiter auf sich nehmen: „Teilweise sind die Tiere bis zu 28 Stunden am Stück unterwegs“, erklärt uns Vogelexperte Tim Mattern von der NABU-Hessen. Bei den Pausen sei es zudem wichtig, die Kraniche nicht zu stören. Denn die Zeit muss genutzt werden, um wieder Kraft zu tanken. Es empfiehlt sich daher, Hunde anzuleinen und einen Mindestabstand von 300 Metern einzuhalten, sobald man eine solche Rast beobachtet.
Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Ostsee in die Winter-Quartiere im Südwesten Europas. Das Ziel der meisten Kraniche ist die spanische Extremadura. An ihren nördlichen Sammelplätzen – z.B. bei Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte – finden sich im Herbst 100.000 bis 150.000 Kraniche ein. Bei sonnig-kaltem Hochdruckwetter mit Ostwind brechen sie in einzelnen Schwärmen früh morgens auf und ziehen östlich und westlich am Harz vorbei. Weiter geht es dann über die Auen von Fulda und Werra hinweg nach Hessen hinein.
Die Kraniche fliegen meist in den Nachmittags- und Abendstunden durch Hessen. Dabei nutzen sie bevorzugt die Flusstäler Ober- und Mittelhessens. Beim Weiterflug mit 50 bis 70 Stundenkilometer erreichen die über Hessen ziehenden Tiere die Auen von Main und Rhein und fliegen schließlich über Frankreich weiter nach Südwesten.
Die NABU zählt in dieser Zeit auch, wie viele Vögel über unseren Köpfen jedes Jahr hinweg fliegen, um Schlussfolgerungen über den Bestand und die Entwicklung ziehen zu können.
Was es sonst noch so Wissenswertes zu dem Naturspektakel gibt, das seht ihr im Reel auf Gießen Aktuell auf Instagram.