GIESSEN (JH). Seit 2005 versorgt die Salatbar Tom & Sally‘s Gießenerinnen und Gießener, aber auch Unternehmen bei uns und in anderen hessischen Städten, mit Quick Fresh Food. Für alle Geschmäcker bietet T & S eine Auswahl an Salaten, Bowls, Farmergold (gefüllte Kartoffeln) und Wraps an, die zum Teil vegetarisch oder vegan sind. Die Corona-Pandemie und vor allem die aktuelle Wirtschaftskrise haben die Salatbar hart getroffen, sodass der Inhaber Tobias Voigt überzeugt davon ist: „Wenn das Jahr 2023 so wird wie das letzte, dann wird es uns bald nicht mehr geben“.
Verwundert erzählt Voigt auch, dass die Geschäftslage leider oft gänzlich anders von Außenstehenden ohne Einblick hinter die Kulissen beurteilt wird. „Die müssen sich ja eine goldene Nase verdienen“, heißt es häufig von Außenstehenden, wenn ein gutes Konzept auch viel Kundschaft lockt. „Viele Menschen denken leider, wenn ein Lokal gut besucht ist, dass das Unternehmen automatisch auch finanziell super läuft. Das ist bei vielen Gastros aber definitiv nicht so, gerade jetzt nach solch einer Pandemie. Außenstehende sehen nur die Kunden und den Umsatz, nicht aber die vielen Mitarbeiter, Arbeitsschritte, Lebensmitteleinkäufe und insgesamt sehr hohen Kosten”, macht Voigt klar.
Problem Homeoffice
Die Gründe für den Einbruch des Umsatzes liegen vor allem in der Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice. Was als Alternative während der Corona-Pandemie so richtig ins Rollen gekommen ist, ist für viele heute noch Alltag. Für Tom & Sally’s ist diese Entwicklung fatal, da der Salatbar-Kette damit die Großbestellungen in Unternehmen weggebrochen sind. Für einen Stromvertrag in Gießen zahlte Voigt beispielsweise bis vor kurzem monatlich statt 2.000 € rund 6.000 €, nachdem sein Vertrag aufgelöst und deutschlandweit kein neuer Vertrag abgeschlossen wurde. Lieferengpässe von Lebensmitteln haben neue Entwicklungen von Rezepturen erfordert. Alle Entwicklungen zusammen haben dazu geführt, dass die Preise von Salat & Co. angezogen werden mussten, was den meisten Kunden auch einleuchtend ist, wenn man die Preise im Supermarkt betrachtet. Trotzdem ist die Kauflaune wegen dünnerer Portemonnaies bei vielen Menschen zeitgleich eingetrübt und belastet das Unternehmen weiter. Auf einzelnes Unverständnis bezüglich der Preiserhöhungen sagt Tobias Voigt: „Lebensmittelpreise sind stark angestiegen, das sieht jeder.
Nicht nur eine Beilage
Leider verstehen viele Menschen einen Salat immer noch als Beilage und sehen 10 Euro als viel an. Aber wo bekommt man noch unter 10 Euro eine volle Mahlzeit auswärts? Im Restaurant sind Salate meist nicht unter 15 Euro zu haben und so ein hochwertiges, gesundes Produkt ist nicht mit dem Bekannten Junk-Food vergleichbar. Tom & Sally‘s zeigt, dass Salate Hauptmahlzeiten sind und auch satt machen. Für eine Pizza sind die Leute bereit 10 Euro zu zahlen, obwohl die Einkaufspreise viel günstiger sind, als für unsere Salate“, vergleicht Voigt. Bereits sechs T&S Läden gab es über die Jahre, auch in Städte wie München und Ingolstadt wurde expandiert. Die Schließung im Gießener Bahnhofsgebäude ist für den kommenden Sommer geplant, da die Pendler durch Homeoffice fehlen und dadurch die nötige Frequenz am BHF leidet.
Neue Ideen sind gefragt
Trotz aller Umstände ist Gründer und Inhaber Voigt aber optimistisch und gibt sich kämpferisch: „2023 wird die Wende bringen und wir haben viel vor!“ So sind viele neue Pläne wie verbesserte Angebote auf dem Weg: das Catering mit Fingerfood & Co. für privat wie für Events und Business-Meetings wurde ausgebaut, die Versorgung von Unternehmen mit leichten Salaten zur Mittagspause als Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements und Kantinenersatz, Rabattcoupons, ein T & S Stand auf Festivals und bei Aktionstagen sollen alle helfen neue Kundschaft zu generieren und alte wieder zurückzugewinnen. Nun hofft er darauf, dass sich in Zukunft die Lebensmittelpreise wieder etwas normalisieren. Bei vielen Menschen sei das Bewusstsein für gesunde Ernährung gestiegen. Gatronomiebetriebe die sich auf gesunde Mahlzeiten spezialisieren, werden immer häufiger nachgefragt.
Ohne die Unterstützung der Kundinnen und Kunden, auch in schwierigen Zeiten, ginge es aber natürlich nicht und Voigt beschwört zum Ende noch mal die ernsthafte Lage: „Wenn wir Gießener solche kleinen, eigenständigen Läden in Gießen haben wollen statt nur Konzerne und Ketten, dann müssen wir auch alle dort einkaufen gehen!” und meint damit neben Tom & Sally‘s auch die vielen anderen inhabergeführten Geschäfte der Stadt.