GIESSEN (pm). Die Bäckerei-Azubis im Landkreis Gießen können sich freuen: In den 46 Bäckereien und deren Filialen erhalten die Auszubildenden ab sofort deutlich höhere Vergütungen. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt, profitieren die Azubis von einer erheblichen Gehaltserhöhung. Diese Initiative soll nicht nur die Ausbildung attraktiver machen, sondern auch den Azubi-Mangel in der Branche bekämpfen.
Erhebliche Gehaltserhöhungen für alle Ausbildungsjahre
„Wer seine Ausbildung anfängt, geht mit mindestens 860 Euro im Monat nach Hause. Das sind 180 Euro mehr als bislang. Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es 190 Euro zusätzlich. Und im dritten bekommt der Bäckerei-Nachwuchs 1.085 Euro – ein Plus von 200 Euro. Im Schnitt haben die Bäckerei-Azubis damit rund ein Viertel mehr auf dem Konto“, erklärt Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG Nord-Mittelhessen.
Zusätzliche Inflationsausgleichsprämie und ÖPNV-Ticketgeld
Zusätzlich zur erhöhten Ausbildungsvergütung wird es bis zum Jahresende eine Inflationsausgleichsprämie von 50 Euro pro Monat geben. Die NGG Nord-Mittelhessen ruft alle Bäckerei-Azubis im Kreis Gießen dazu auf, einen „Azubi-Konto-Check“ durchzuführen, um sicherzustellen, dass sie das zusätzliche Geld erhalten. Darüber hinaus gibt es ein monatliches Ticket-Geld von 29 Euro für den öffentlichen Personennahverkehr.
Allgemeinverbindlichkeit der neuen Azubi-Tarife
Die verbesserten Ausbildungsvergütungen sind das Ergebnis zäher Verhandlungen der NGG am Tariftisch. „Jeder Azubi in einer Bäckerei profitiert jetzt davon, egal ob in der Backstube oder am Verkaufstresen. Wichtig ist, dass der Tarifabschluss für alle Betriebe gilt – ohne Ausnahme“, betont Kampmann. Diese „Azubi-Tarife“ sind allgemeinverbindlich und wurden durch das Engagement der NGG und des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks beim Bundesarbeitsministerium erreicht. Mit dieser Initiative startet die Branche eine „Azubi-Offensive“, die dringend notwendig ist, um den Nachwuchsmangel zu bekämpfen. Derzeit gibt es in allen hessischen Bäckereien nur rund 670 Auszubildende, vor zehn Jahren waren es noch etwa 1.300. „Die Azubi-Zahlen bei den hessischen Bäckereien sind damit dramatisch eingebrochen – um rund 48 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stoppen“, so Kampmann.
Attraktive Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung als Schlüssel
Die Arbeit in Bäckereien sei interessant und krisensicher. Um sie jedoch wirklich attraktiv zu machen, müsse auch der Lohn nach der Ausbildung stimmen. „Eine faire Bezahlung bedeutet, dass jede Bäckerei im Kreis Gießen den Tariflohn zahlt. Denn die Qualität von Brot, Brötchen, Torten, Kuchen & Co. steht und fällt damit, ob ausgebildete Profis in der Bäckerei arbeiten“, betont Andreas Kampmann.
Sicherstellung der Produktqualität durch qualifizierte Fachkräfte
Der Tariflohn entscheide letztlich auch darüber, wie gut die Produkte seien, die über die Ladentheke gehen. Viele Betriebe versuchen derzeit, fehlende Fachkräfte durch Quereinsteiger zu ersetzen. „Backen ist ein Handwerk. Und das muss man lernen. Dazu müssen die Bäckereien aber auch eine gute Ausbildung bieten“, sagt der Geschäftsführer der Bäcker-Gewerkschaft.
Zukunftssicherung der Bäckereibranche durch bessere Ausbildungsbedingungen
Die NGG und der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks setzen sich weiterhin dafür ein, dass die verbesserten Ausbildungsbedingungen in der Branche Standard bleiben und so die Attraktivität der Bäckereiberufe gesteigert wird.
Mit diesen Maßnahmen hofft die Gewerkschaft, den Abwärtstrend bei den Ausbildungszahlen zu stoppen und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung und der produzierten Backwaren zu sichern