LANDKREIS GIESSEN (pm). Polizeipräsidium Mittelhessen, Regierungspräsidium Gießen, Bundesamt für Güterverkehr und Landkreis Gießen kontrollieren 45 Lastkraftwagen mit dem Schwerpunkt Abfall und Tiertransport. Insgesamt 25 und damit mehr als die Hälfte der 45 kontrollierten Lastkraftwagen wurden beanstandet und sieben durften sogar nicht mehr weiterfahren.
Das ist das Ergebnis einer gemeinschaftlichen Aktion an der Raststätte in Reinhardshain in Richtung Kassel. Das Polizeipräsidium Mittelhessen hatte zusammen mit dem Regierungspräsidium (RP) Gießen, dem Bundesamt für Güterverkehr und dem Veterinäramt des Landkreises Gießen einen Tag lang LKW an der A5 mit dem Schwerpunkt auf Abfall- und Tiertransporte überprüft. Mit dabei waren auch
Polizeipräsident Bernd Paul und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich.
Auch Lenkzeitverstöße dabei
Einer der 45 ist ein Autotransporter auf dem Weg von Paris nach Krakau, voll
beladen mit Unfallfahrzeugen, vom betagt-rostigen Sprinter bis zur edlen
Limousine. Wie sich bei der Messung herausstellt, ist er mit 4,18 Meter zu hoch
beladen. Erlaubt sind vier Meter. Dieses Problem ist nach kurzer Zeit gelöst,
indem der Fahrer die vielen variablen Plattformen vor-, zurück-, hoch- und
herunterfahren lässt. Außerdem sind einige der Haltegurte so beschädigt, dass
sie nicht mehr verkehrstauglich sind. Auch diese werden schnell ausgetauscht.
Beim Auslesen der Fahrdaten mit einem speziellen USB-Stick stellt sich heraus,
dass er einer von sechs Fahrern an diesem Tag ist, die wegen geringer Verstöße
gegen die Lenk- und Ruhezeiten mit jeweils 50 Euro bar verwarnt werden. Dann
darf der Truck weiterfahren.
31 der kontrollierten LKWs sind mit Abfall beladen. Fünf dieser Transporte sind
grenzüberschreitend unterwegs. Die fünf Fachleute für industrielle Abfälle vom
RP Gießen überprüfen Papiere und Ladungen. Das beachtliche Ergebnis: lediglich
zwei Verstöße müssen geahndet werden.
Ladungssicherung teils mangelhaft
Ein LKW transportiert mehrere Stahlplatten von Belgien in die Tschechische
Republik. Die Ladung überschreitet allerdings die zulässige Breite. Deshalb
musste zuvor eine Ausnahmegenehmigung vom zuständigen Landkreis erteilt werden.
Diese konnte zwar vorgelegt werden, enthielt aber Unstimmigkeiten. Erst nach
Rücksprache mit dem Auftraggeber und einer erweiterten Genehmigung auf digitalem
Weg durfte der Fahrer in den späten Nachmittagsstunden seine Fahrt fortsetzen,
die ihn persönlich teuer zu stehen kam. Denn vorher musste er noch einen
abgefahrenen Reifen seines Anhängers tauschen und für einen Verstoß gegen die
Lenk- und Ruhezeiten ein Sicherungsentgelt von 458 Euro hinterlegen.
Am Ende der Gemeinschaftsaktion summieren sich die Auffälligkeiten: Mangelhafte
Ladungssicherung in drei Fällen, bei sieben LKW sind die Verstöße so
schwerwiegend, dass diese Anzeigen nach sich ziehen. Zwei ausländische Fahrer
müssen wegen solcher Verstöße eine Sicherheitsleistung in Höhe von 610 Euro
bezahlen. Ein anderer erhält sogar ein Bußgeld in Höhe von 3000 Euro. Bei einem
Fahrzeug ist ein Reifen bis zur Karkasse abgefahren, weshalb er vor Ort
gewechselt werden muss. Zudem werden noch zwei Verfahren wegen Verstoßes gegen
das Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz eingeleitet. Auch werden die beiden
abfallrechtlichen Verstöße wegen fehlender bzw. unvollständiger Unterlagen
Ordnungswidrigkeitsverfahren nach sich ziehen.
„Ich konnte heute wieder feststellen, wie gut die Zusammenarbeit zwischen
mehreren Behörden bei solchen groß angelegten Aktionen verläuft. Dafür möchte
ich mich bei allen bedanken“, sagt der mittelhessische Polizeipräsident Bernd
Paul. Die Kontrollen hätten leider gezeigt, dass es manche nicht so genau
nähmen. „Wir wollen die ,schwarzen Schafe‘ herausziehen und den entsprechenden
Verfahren zuführen. Damit wollen wir auch die Risiken verringern, die mit
schweren Verkehrsunfällen verbunden sind.“
„Hier zeigt sich deutlich, was wir erreichen können, wenn wir unsere
Möglichkeiten bündeln“, lobt auch Regierungspräsident Ullrich die
gemeinschaftliche Kontrolle. „Dadurch tragen wir nicht nur zu einer höheren
Sicherheit auf den Straßen bei, es wird dabei auch so wenig wie nötig in den
fließenden Verkehr eingegriffen.“ Gerade bei Abfällen sei es notwendig, genau
hinzuschauen. Neben unbedenklichen Ladungen mit Papier zählten auch solche mit
Chemikalien dazu. „Hier haben die LKW-Fahrer eine besonders hohe Verantwortung
während der Fahrt.“
Hohe Strafe für spanischen LKW-Fahrer
Nicht nur die Ladung ist ein Thema. Drei ausländische Fahrer mussten wegen
erheblicher Überschreitung der Geschwindigkeit eine Sicherheitsleistung in Höhe
von insgesamt 545 Euro bezahlen. Spitzenreiter war ein spanischer Fahrer, der
nach Abzug der Toleranz mit 108 Stundenkilometern in einer Gefällstrecke
unterwegs war. Fünf Fahrer wurden wegen Geschwindigkeitsverstößen mit insgesamt
265 Euro bar verwarnt
Unterstützt wurde die Aktion von zwei Mitarbeitern des Bundesamts für
Güterverkehr. Zwei Veterinäre des Landkreises Gießen kontrollierten außerdem
zwei Tiertransporter ohne eine Beanstandung.