Landkreis Gießen (pm). Kein Licht, kein Kühlschrank, kein Telefon, kein Internet, kein Bankautomat, keine Supermarktkasse: Fällt flächendeckend der Strom aus, gleichen die Auswirkungen einer Kettenreaktion. Nahezu alle Bereiche des Alltags sind betroffen. „Blackout“ ist die Bezeichnung für eine solche Notfallsituation.
Welche Hilfs- und Versorgungsstrukturen sind dann nötig? Und wo sind Schwerpunkte, die am schnellsten mit Elektrizität, Wasser oder Lebensmitteln versorgt werden müssen? Die 18 Kommunen im Landkreis Gießen und der Landkreis selbst haben gemeinsam 19 Notfallpläne erstellen lassen. Das Berliner Fachbüro KomRe AG hat diese Konzepte erstellt, die für die Kommunen wichtige Grundlage für alle weiteren Einsatzplanungen sind.
Die Erstellung der Notfallpläne ist ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit zwischen Landkreis, Städten und Gemeinden, um Strukturen im Katastrophenschutz zu überdenken, neu zu schaffen und einheitlich zu gestalten. Der Fachdienst Gefahrenabwehr des Landkreises organisierte dazu bereits vergangenes Jahr mehrere Workshops mit Verwaltungsleitungen und Leitungen der Feuerwehren. „Es geht darum, in vielen Bereichen Synergien zu schaffen“, erklärt Landrätin Anita Schneider. „Die Gefahrenabwehr des Landkreises begleitet und unterstützt dabei, kann gemeinsame Beschaffungen anstoßen und Hilfsangebote zusammenführen, sodass wir kreisweit gemeinsam vorangehen.“
Ausgangssituation war das Szenario eines 96-stündigen Stromausfalls
Dazu gehören auch die 19 Notfallpläne für den Stromausfall, die nun im neuen Gefahrenabwehrzentrum im Gießener Stolzenmorgen an die Kommunen übergeben wurden. Das Fachbüro KomRe hat als Dienstleister die Ausgangssituation und die Auswirkungen eines flächendeckenden Stromausfalls für vier Tage untersucht, der – so das Szenario – große Teile Hessens beträfe, sodass zunächst keine weitere Hilfe aus anderen Regionen möglich wäre.
In die Analyse, die Dr. Konstantin Hartmann von der KomRe AG vorstellte, flossen die Auswirkungen eines solchen anhaltenden und flächendeckenden Stromausfalls und die dadurch entstehenden Bedarfe wichtiger Einrichtungen ein – zum Beispiel von Kliniken und Pflegeheimen, aber auch von Versorgungseinrichtungen. Berücksichtigt wurde zum Beispiel, wo es eine funktionierende Notstrom- oder Wasserversorgung gibt und wie lange deren Kapazitäten ausreichen.
In den Hilfsstrukturen haben Feuerwehrhäuser vor Ort eine wichtige Rolle als Anlaufstellen. Weil diese permanent besetzt werden und über Kommunikation verfügen, können hier Notrufe abgesetzt werden. Hier können Kommunen ebenfalls Informationen aushängen und weitere Versorgungsangebote organisieren. Mittlerweile verfügen alle Kommunen über Verwaltungs- und/oder Führungsstäbe, die in Notlagen Aufgaben abarbeiten.
Dr. Konstatin Hartmann von der KomRe AG hob hervor, dass der Landkreis Gießen sich als einer der ersten in Deutschland so intensiv mit einer solchen Notfallplanung beschäftigt hat. Dabei seien die Planungen nicht allein für einen Blackout geeignet, sondern können auch in anderen Katastrophen- oder Notfallsituationen helfen.
Die jeweiligen Notfallpläne werden nun von den Kommunen ausgewertet und können so in die jeweiligen Einsatzpläne vor Ort einbezogen werden.
Das BBK gibt Hinweise für die persönliche Vorsorge zuhause
Detaillierte Infos darüber, wie sich jeder persönlich für eine Notfallsituation vorbereiten kann, gibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de unter dem Punkt „Warnung und Vorsorge“.