GIESSEN (jh). Fast ein Jahr lang fand man am Berliner Platz statt zeitgenössischen Kunstwerken eine Baustelle vor. Der Anblick des letzten Jahres hat aber bald ein Ende. Die Kunsthalle Gießen öffnet morgen am 14. April bei der Eröffnungsfeier um 19 Uhr wieder ihre Pforten und stellt „Forced Amnesia“ der Luxemburger Künstlerin Mary-Audrey Ramirez aus. Die Figuren und Stoffdrucke erinnern an fantastische Wesen aus Computerspielen, die mit Unterstützung einer künstlichen Intelligenz angefertigt wurden.
Die neue Kunsthalle wurde seit Mai letzten Jahres umgebaut und ist jetzt über das ehemalige Schaufenster am Berliner Platz zu erreichen. Das Entree wurde barrierefrei gestaltet, damit jeder an der ausgestellten Kunst teilhaben kann. Seit der Renovierung gibt es Stellwände, die mit jeder neuen Ausstellung neu platziert werden können. Daraus entstehen immer wieder neue Raumkonzepte, die sich stetig an die ausgestellte Kunst anpassen können. „Der große Raum und die bauliche Anordnung verfügt nun über Vorteile, die das Beste aus der ausgestellten Kunst herauskitzeln“, so die Leiterin der Kunsthalle Gießen, Dr. Nadia Ismail. Der graue Betonboden lässt die Kunsthalle in neuem Glanz erscheinen und die Kunst besser zur Geltung kommen. Ausgeweitete technische Möglichkeiten erlauben Künstlerinnen und Künstlern in Zukunft auch digitale Installationen auszustellen. Zukunftsorientiert kehrt die Kunsthalle Gießen jetzt auch mit der Ausstellung „Forced Amnesia“ als Ausstellungssaal zurück.
KI in der Kunst
„Forced Amnesia“ von der Künstlerin Mary-Audrey Ramirez beschäftigt sich mit verschwimmenden Grenzen zwischen dem physischen und digitalen Raum und digitalen Methoden. Die außergewöhnlichen Wesen, die teilweise an Insekten erinnern, hat die Künstlerin zusammen mit der künstlichen Intelligenz „Stable Diffusion“ hergestellt. Diese hat sie dann mit Befehlen gefüttert, die ihrer Vorstellung der gewünschten Ergebnisse entsprechen sollten: „Das war ganz schön kompliziert. Teilweise musste ich Befehle immer und immer wieder eingeben, bis die KI verstanden hat was ich von ihr wollte“, sagt die Künstlerin. Das was am Ende daraus entstanden ist, kann man ab Freitag in der Kunsthalle Gießen bestaunen.

Ramirez selbst bezeichnet ihre Ausstellung als vielseitig interpretierbar. Deshalb spricht sie ungern über die Bedeutung ihrer Arbeit. „Viele Leute haben das Gefühl, Kunst verstehen zu müssen. Das sehe ich anders, man muss Kunst nicht verstehen“, erzählt sie. Ihre persönlichen Erfahrungen mit Gaming führten dazu, dass sie die Ausstellung nicht als solche, sondern eher in verschiedenen Leveln denkt. Ihre Kunst sei also nicht statisch oder fertig, sondern entwickle sich immer weiter.
Angebote der Kunsthalle Gießen
Die Wiedereröffnungsfeier findet am kommenden Freitag, den 14. April um 19:00 Uhr mit der Ausstellung „Forced Amnesia“ statt, die bis zum 30. Juni 2023 zu sehen ist. Der reguläre Ausstellungsbetrieb startet am 15. April. Für Besucherinnen und Besucher ist die Kunsthalle dienstags bis freitags von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. In den kommenden Wochen werden zusätzliche Veranstaltungen für sämtliche Kunstinteressierte in der Kunsthalle angeboten. Unter anderem wird Max Kreis am 12. Mai einen Vortrag über künstliche Intelligenz halten.
Mehr Informationen zum Programm der Kunsthalle Gießen gibt es unter: