GIESSEN (pm/fw). Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und angewandte Oekologie IME Gießen und der Justus-Liebig-Universität Gießen beschäftigen sich intensiv mit europäischen Giftschlangen. Besonders im Fokus steht dabei die griechische Milosviper, eine enge Verwandte der gefährlichen Levanteviper. In Forschungsprojekten im Rahmen des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik und Projektförderungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft erforschen sie die vernachlässigten Gifte von Kreuzotter und Co. Hierbei ist es den Forschenden nun erstmals gelungen, die Giftzusammensetzung der berüchtigten Milosviper (Macrovipera schweizeri) zu entschlüsseln.
Die Bedrohung vor unserer Haustür
Täglich erleiden Tausende Menschen weltweit Schlangenbisse, auch in Europa. Diese Bisse können ernste gesundheitliche Folgen haben. In Gießen wird deshalb intensiv an der Milosviper geforscht, deren Giftcocktail jetzt erstmals entschlüsselt werden konnte. Die Ergebnisse zeigen eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den Giften der gefährlichen Levanteviper, was neue Perspektiven in der medizinischen Forschung eröffnet.
Ein Blick in die Giftküche
»Durch Anwendung modernster Massenspektrometrie, der sogenannten Proteomics, konnten wir erstmals die Komponenten im Gift der Milosviper identifizieren. Wir können zeigen, dass ihr Giftcocktail nahezu identisch mit den Giften der verschiedenen Unterarten der Levanteviper ist und müssen schlussfolgern, dass es eine vergleichbare Potenz besitzt«, sagt Lüddecke.
Die Zukunft der Medizin liegt auch im Gift der Schlange
Im Labor konnte nachgewiesen werden, dass das Milosvipergift eine schädigende Wirkung auf Gewebe verschiedener Zelltypen hat. Die Entdeckung dieser antibakteriellen Bestandteile führt möglicherweise dazu, dass man diese in der Zukunft in biomedizinische Anwendungen ableiten kann. »Wir haben mehrere Toxine identifiziert, die zu Proteinklassen mit bekannter Wirksamkeit gegen bakterielle Krankheitserreger gehören. Diese lassen sich eventuell einsetzen, um neue Leitmoleküle für die Wirkstoffentwicklung gegen Infektionskrankheiten zu entwickeln«, erklärt Lüddecke.