Gießen 46ers präsentieren ambitionierte Vision: Aufstieg und Etablierung unter Deutschlands Top 12 bis 2030
GIESSEN (fw). Bei einer Pressekonferenz im Restaurant Knossos in Gießen haben die Gesellschafter der Gießen 46ers gemeinsam mit Geschäftsführer Guido Heerstraß am heutigen Nachmittag ihre Pläne für die kommenden Jahre vorgestellt. Anwesend waren die Gesellschafter Bernd Vitu (Neusehland), Dr. Lars Witteck (Volksbank Mittelhessen) und Christiane Roth (Roth Energie). Laut Witteck sollte der Termin eine ehrliche Bestandsaufnahme liefern: „Wo stehen wir, wo wollen wir hin?“
Herausfordernde Saison und schwierige Ausgangslage
Witteck blickte auf die vergangenen Monate zurück. Sportlich sei die zurückliegende Spielzeit sehr erfolgreich gewesen und habe in einer dramatischen Heimniederlage gegen Jena geendet. „Das hat geschmerzt, aber auch motiviert, weil das Team bis zur letzten Sekunde gekämpft hat“, so Witteck.
Doch neben den sportlichen Höhen und Tiefen habe der Club auch abseits des Spielfelds große Herausforderungen bewältigen müssen. Bereits vor einem Jahr habe sich eine Liquiditätslücke im mittleren sechsstelligen Bereich aufgetan, die umfassende Veränderungen in der Gesellschafterstruktur, der Geschäftsführung und der Geschäftsstelle erforderlich gemacht habe. „Wir mussten akutes Krisenmanagement betreiben und Entscheidungen treffen, um den Club am Leben zu erhalten. Dabei haben wir sicher auch Menschen enttäuscht oder verärgert, was wir ausdrücklich bedauern“, erklärte Witteck. Diese Baustellen hätten den Club bis weit nach Weihnachten beschäftigt. Inzwischen sehe man jedoch deutliche Fortschritte: „Wir haben uns stabilisiert, die Auslastung in der Halle ist gestiegen und wir führen wieder Gespräche auf Augenhöhe mit Sponsoren.“
Diskussion über den richtigen Weg für Gießens Basketball
Nachdem diese Stabilisierung erreicht worden sei, hätten sich die Gesellschafter intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Richtung der Club künftig einschlagen solle. Witteck betonte, dass es in der Bevölkerung meist zwei Sichtweisen gebe: „Die einen sagen, es ist doch ganz angenehm in der ProA, weil man öfter gewinnt. Die andere Meinung ist – und das ist auch die von uns Gesellschaftern –, dass es sich wie Stagnation anfühlt, fast wie das Verwalten eines schleichenden Niedergangs.“
Die Gesellschafter befürchten, dass der Standort ansonsten langfristig den Anschluss verliert und irgendwann nur noch in unteren Ligen spielt. Angesichts steigender infrastruktureller Anforderungen sei das Risiko groß, dass ohne klare Strategie der Absturz droht.

Vision 2030: Unter den Top 12 fest etabliert
Daher haben sich die Gießen 46ers eine langfristige Vision gegeben: „Wir möchten den Club bis 2030 nachhaltig unter den Top 12 der deutschen Klubs etablieren“, kündigte Witteck an. Ziel sei es, dauerhaft in der BBL zu spielen, ohne Jahr für Jahr zu den Abstiegsanwärtern zu gehören. Dafür müsse sich der Verein in allen Bereichen weiterentwickeln – vom Budget über die generierbaren Einnahmen, die Sichtbarkeit vor Ort und die Vermarktungsstrukturen bis hin zu den Trainingsbedingungen. Die Verantwortlichen haben daher zwei zentrale Ziele definiert: Einerseits soll in der kommenden Saison der Aufstieg in die Basketball-Bundesliga (BBL) gelingen. Andererseits betonen die Gesellschafter, dass der Aufstieg allein nicht reichen wird. Ohne tragfähige Strukturen wäre ein schneller Abstieg vorprogrammiert.
„Uns ist klar, dass das ein ehrgeiziges Ziel ist, das viel Arbeit erfordert. Aber wir sind bereit, diesen Weg gemeinsam zu gehen“, so Witteck.
Konkrete Maßnahmen auf dem Weg zur BBL-Tauglichkeit
Geschäftsführer Guido Heerstraß begrüßte die klare Ausrichtung ausdrücklich: „Es ist wichtig, ein Ziel zu haben, um die Richtung vorzugeben. Natürlich müssen jetzt viele kleine Schritte folgen, aber wir sind motiviert.“ Erste Maßnahmen seien bereits geplant, darunter umfassende Marketingaktivitäten zur Verbesserung des Dauerkartenverkaufs und der Ausbau des Partnernetzwerks. So werde zur kommenden Saison eine Videoleinwand installiert, um die Vermarktungsmöglichkeiten zu verbessern. Auch eine neue Korbanlage sei vorgesehen.
Hallensituation als Schlüsselfrage
Ein zentrales Thema bleibt die Infrastruktur: Aktuell spielen die 46ers in der traditionsreichen Osthalle, die jedoch in ihrer derzeitigen Ausstattung nicht den Anforderungen der BBL entspricht. „Wir haben derzeit keine Alternative“, stellte Witteck klar. Man werde jedoch mit der Stadt Gießen erneut das Gespräch suchen, um mögliche Optionen für eine notwendige Modernisierung oder andere Lösungen zu prüfen.
Gesellschafter ziehen an einem Strang
Trotz der Herausforderungen betonten Gesellschafter und Geschäftsführung unisono, dass man gemeinsam die ambitionierte Vision umsetzen wolle. Witteck: „Wenn wir nur stehen bleiben, besteht die Gefahr, dass wir irgendwann außer der Tradition nichts mehr haben. Deshalb wollen wir jetzt mutig die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.“