GIESSEN (fw). Die Stadt Gießen verfolgt weiterhin ehrgeizig das Projekt einer stehenden Welle für den Wassersport und prüft aktuell verschiedene Optionen zur Realisierung der sogenannten “Lahnwelle”. Eine Untersuchung der Flora und Fauna rund um das Stadtwerke-Wehr in der Lahn hat im letzten Jahr ergeben, dass aus ökologischer Sicht keine unüberwindbaren Hindernisse bestehen, die dem Wellenprojekt grundsätzlich entgegenstehen könnten.
Lahnwelle Giessen: Prüfung eines Wellen-Bypass
Trotz dieser positiven Erkenntnis ergaben Gespräche mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Koblenz weitere zu berücksichtigende Aspekte, wie Oberbürgermeister und Sportdezernent Frank-Tilo Becher berichtet: „Bei unserem Gesprächstermin in Koblenz hat uns das zuständige Amt auf mehrere Aspekte hingewiesen, die bei einem Bau einer Welle direkt hinter dem Wehr in der Lahn zu berücksichtigen und zu prüfen sind.“ Hierbei gehe es etwa um die Freihaltung gesperrter Wasserflächen um das Wehr, die Vermeidung von Konflikten mit der bestehenden Bootsrutsche und die Konformität mit der Wasserrahmenrichtlinie.
Vor diesem Hintergrund prüft die Stadt nun auch alternative Umsetzungsoptionen, wie beispielsweise die Anlage eines „Wellen-Bypass“. Dieser künstliche Seitenarm des Flusses könnte die Konstruktion für die Welle aufnehmen und würde den aufwendigen Bau im Flussbett vermeiden. Allerdings müssten hierfür Versorgungsleitungen umgelegt werden. Weitere Optionen umfassen Wasserumleitungen durch Rohrsysteme oder die Verlegung der Welle an einen anderen Abschnitt der Lahn.
Auch andere Wassersportler sollen einbezogen werden
„Je näher man sich mit den notwendigen Detailfragen zur Umsetzung beschäftigt, umso mehr wird klar, dass es nicht die eine völlig unkomplizierte Lösung gibt. Wir prüfen aber nun alle in Frage kommenden Möglichkeiten, weil der Bau einer Lahnwelle in oder neben dem Fluss eine Attraktion und ein echter Zugewinn für die Stadt wäre – für Sport und Freizeit genauso wie aus touristischer Sicht“, erklärt Becher.
Für die sportliche Nutzung der geplanten Welle wird darauf geachtet, dass sie möglichst vielen Sportarten zugutekommt. Neben Surfern haben auch Kanuten großes Interesse an der Welle und werden in die Planung miteinbezogen. Der Oberbürgermeister begrüßt zudem ausdrücklich die Gründung des Fördervereins Lahnwelle e.V., in dem sich Gießener Surfer und Kanuten engagieren und der als Ansprechpartner für die Stadtverwaltung fungiert.
„Der Traum wäre natürlich gewesen, man hätte jetzt schon das finale Go gegeben und könnte in die Planung, Finanzierung und Umsetzung gehen. “, sagt Daniel Sticher vom Vorstand des Lahnwelle e.V. Trotz einiger Themen die es noch zu klären gilt, bleibt Sticher optimistisch: „Die Stadt Gießen und der Verein ziehen an einem Strang: Das Rathaus unterstützt uns auf ganzer Linie auf dem Weg zu Hessens erster Flusswelle.“
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Lahnwelle: Förderverein wurde gegründet
Der Förderverein setzt sich zum Ziel, das Vorhaben durch eine organisierte Vereinsstruktur intensiver zu fördern und die vielfältigen Unterstützungsangebote zu bündeln. „Seit der Vereinsgründung setzen wir uns für die Verwirklichung einer, Flusswelle für Jedermann‘ ein – ganz gleich, ob Neuling oder Profisportler, jung oder alt. Mit der Gründung des Vereins gehen wir nun den nächsten Schritt“, so der erste Vorsitzende Janne Paul Schmidt.
Während Paul Janne Schmidt, ebenfalls im Vorstand des Lahnwelle e.V., an den finalen Planungen zum River Surfing Summit in Prag teilnimmt, bleibt die Aussicht für das Projekt positiv. Der Summit wurde von Schmidt und Kollegen aus Prag ins Leben gerufen, um den Austausch mit bestehenden und geplanten Flusswellen in ganz Europa zu fördern. Sticher betont die Bedeutung europaweiter Tests und die Einbindung des Kanusports: „Der favorisierte Standort war das SWG-Wehr. Das ist aber sehr komplex. Wir müssen nun weitere Standorte eruieren. Wasserbau ist grundsätzlich extrem teuer.“
Der Verein hofft auf passive Unterstützung und eine breite Basis an Rückhalt in der Bevölkerung. „Je mehr Rückhalt wir haben, desto besser können wir das Projekt vertreten. Die Welle soll nicht kommerzialisiert werden und die Vertreter aus dem Kanusport sind auch von Beginn an eingebunden “, erklärt Sticher.
Das Projekt Lahnwelle bleibt somit ein spannendes Vorhaben für die Stadt Gießen, das sportliche, freizeitorientierte und touristische Vorteile vereinen könnte. Die Stadt und der Förderverein arbeiten Hand in Hand, um eine attraktive und nachhaltige Lösung zu finden. Zudem sei jeder eingeladen, dem Verein beizutreten, der Jahresbeitrag beträgt 25 Euro. Auch passive Mitgliedschaften sind möglich, wenn man sich nicht unbedingt am Geschehen beteiligen möchte.