Die beiden Langgönser Chris Tibusek und David Hampel gründen gerade den Verein „Alles Freunde e.V.“. Der Auslöser war ein Urlaub in Portugal, den sie gemeinsam mit ihrer Freundin Isabell verbrachten. Isabell hat das Down-Syndrom, und durch die gemeinsamen Tage voller Sport, Schwimmen und Spaß wurde den beiden deutlich, wie bereichernd und wertvoll gelebte Inklusion sein kann. „Das war der lustigste und beste Urlaub meines Lebens“, sagt David rückblickend. Aus dieser Erfahrung entstand die Idee, etwas zu schaffen, das über einen Urlaub hinausgeht: einen Verein, der Inklusion dauerhaft in den Alltag trägt.
Alles Freunde Giessen: Begegnung als Kernidee
„Im Freundeskreis hat fast niemand Kontakt zu Menschen mit Behinderung“, beschreibt Chris die Situation. Menschen mit Beeinträchtigung seien häufig in Werkstätten beschäftigt, hätten wenig Teilhabe am Alltag und dadurch kaum Schnittstellen zu anderen Gruppen. Genau hier wollen die Gründer ansetzen. Der Verein soll Räume öffnen, in denen Begegnungen selbstverständlich sind – beim Sport ebenso wie in der Freizeit. Die Angebote sollen nicht als Sonderaktionen verstanden werden, sondern als gemeinsamer Alltag.
Die ersten Schritte sind bereits geplant: Ab kommender Woche finden wöchentliche Sportkurse in den Räumen der Lebenshilfe Gießen statt. Begleitet wird das Ganze derzeit von fünf bis sechs Trainerinnen und Trainern. Ergänzend plant der Verein Ausflüge, etwa zu den Spielen der Gießen 46ers, zum RSV Lahn-Dill oder zum FC Gießen. Es muss aber nicht immer nur um Sport gehen – alles kann, nichts muss.
Sport und Gesundheit als Schlüssel
Für Chris und David ist Sport der Schlüssel. Neben der Inklusion gehe es ihnen auch darum, Gesundheit zu fördern: „Wir wollen sie fit und gesund machen, damit sie ein möglichst langes, gesundes Leben haben. Viele Menschen mit Behinderung hätten keinen großartigen Bezug zu ihrem Körper und würden dadurch extrem unfit werden. Was auch eine Folge fehlender Kapazitäten der Einrichtungen ist.“
Mit regelmäßiger Bewegung will der Verein gegensteuern – für mehr Fitness, Gesundheit und Lebensqualität. Gleichzeitig sollen Freizeitangebote wie Ausflüge oder gemeinsame Unternehmungen zeigen, dass Inklusion nicht kompliziert ist, sondern überall dort funktioniert, wo Menschen sich begegnen.
Bereicherung für alle
Die Idee von „Alles Freunde e.V.“ ist dabei keine Einbahnstraße. Für Chris und David war Isabels offene Art im Portugal-Urlaub ein Schlüsselmoment. „Sie war irgendwann einfach nicht mehr wegzudenken“, erzählt Chris. Mit ihrer Spontanität, Ehrlichkeit und Lebensfreude habe sie die Gruppe geprägt. „Menschen wie Isabel können einem so viele Lebensweisheiten mitgeben. Das hat uns noch einmal gezeigt, wie viel wir alle voneinander lernen können.“
Diese Erfahrung wollen die beiden weitergeben. Der Verein soll nicht nur Menschen mit Behinderung stärken, sondern auch allen anderen zeigen, dass Inklusion das Leben reicher macht.
Struktur und Finanzierung
Organisatorisch baut der Verein Schritt für Schritt eine feste Struktur auf. Eine Schatzmeisterin kümmert sich um die Finanzen, eine weitere Ehrenamtliche betreut die Social-Media-Kanäle. Finanziert wird das Projekt über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Berufstätige zahlen zehn Euro im Monat, Studierende fünf Euro. Mit diesen Beiträgen sollen Materialien und laufende Kosten gedeckt werden.
Auftakt mit Charity-Event
Die Öffentlichkeit kann den Verein schon bald näher kennenlernen. Am kommenden Sonntag lädt „Alles Freunde e.V.“ zu einem Charity-Event ein. Ab 15 Uhr öffnet das „Who Killed The Pig“ am Schlachthof seine Türen. Dort gibt es Informationen zum Verein, die Möglichkeit zur Vernetzung und zum direkten Austausch mit den Gründern.
Für Chris und David ist dieser Tag mehr als eine Vorstellung: Er soll ein Startschuss sein. „Wir wollen Begegnungen schaffen und zeigen, dass Inklusion keine komplizierte Theorie ist, sondern etwas, das jeder von uns leben kann – beim Sport, beim Feiern oder einfach beim Zusammensein“, sagt David.