GIESSEN (fw). Bei Bauarbeiten im Gießener Seltersweg wurde diese Woche eine interessante Entdeckung gemacht: Überreste der alten Stadtfestung aus dem 16. Jahrhundert kamen ans Licht. Seit Anfang Mai werden dort neue Fernwärmeleitungen verlegt. Aktuell laufen die archäologischen Ausgrabungen auf Hochtouren.
Der Stadtarchäologe Björn Keiner ist begeistert über den Fund und erklärt die aktuellen Arbeiten: „Wir sind dabei, den Fund vollständig freizulegen, zu dokumentieren, also tachymetrisch aufzubereiten, zu fotografieren und zu zeichnen. Das geschieht in enger Abstimmung mit der Baufirma, um Verzögerungen im Bauabschnitt zu vermeiden. Das bedeutet, dass wir nun an mehreren Stellen gleichzeitig arbeiten müssen. Dafür haben wir eine größere Mannstärke vor Ort.“
Keiner erläutert weiter, dass man aufgrund der Größe der Baumaßnahme bereits mit Funden gerechnet habe, allerdings nicht genau an dieser Stelle. „Dieser Abschnitt war uns bis dato unbekannt“, so der Archäologe.
Die Entdeckung gibt einen faszinierenden Einblick in die Geschichte Gießens. Zum Ende der 1530er Jahre war die Stadt stark befestigt und nicht mit dem heutigen offenen Stadtbild zu vergleichen. Damals war Gießen von einem riesigen Wassergraben und massiven Bollwerken umgeben, die die strategisch wichtige Stadt in Hessen schützen sollten.
Dieser archäologische Fund bereichert das historische Verständnis der Stadt und stellt eine bedeutende Ergänzung zum bisherigen Wissen über die Festungsanlage dar. Die Funde sollen nach ihrer Dokumentation und Auswertung und nach Abschluss des Fernwärmeausbaus wieder mit Erde und dem Seltersweg-Pflaster bedeckt werden. mit Hinblick. Auf das Stadtfest im August, möchte man alle Arbeiten bis dahin abgeschlossen haben.