Eine 29-jährige Gießenerin hat unter dem Pseudonym Nina Mehlbringer hat mit dem Lyrikon ihr erstes Lyrikbuch veröffentlicht und ein ungewöhnliches Projekt dazu gestartet: In mehreren Gießener Cafés können Gäste ihre Gedichte für 50 Cent aus einem umgebauten Postkartenautomaten ziehen. Die Aktion ist als kreative Werbung für das Buch gedacht und soll Poesie niedrigschwellig erlebbar machen.
Von Songtexten zum „Lyrikon“
Mehlbringer studierte Literaturwissenschaften in Siegen und schrieb nebenbei als Ghostwriterin Songtexte. Viele ihrer Ideen passten jedoch nicht in Musikstücke und blieben ungenutzt. „Es war mir zu schade, dass diese Notizen einfach auf dem Laptop liegen bleiben“, sagt sie. Aus diesem Fundus und neuen Texten entstand das Lyrikon: ein Gedichtbuch mit 108 Seiten, aufgebaut wie ein Lexikon. Jeder Begriff wird nicht erklärt, sondern poetisch „definiert“. „Es ist kein Buch, das man einmal von vorne bis hinten liest. Es ist eher etwas, das man immer wieder in die Hand nimmt und dabei jedes Mal etwas Neues entdeckt“, erklärt die Autorin. Unterstützt wurde sie vom Wetzlarer Künstler Jörg Stoll, der die Texte mit Zeichnungen ergänzte. Zudem gibt es versteckte Besonderheiten wie Zwillingsgedichte oder kleine Rätsel, die erst beim genaueren Lesen auffallen.
Ein Automat voller Gedichte
Um auf ihr Buch aufmerksam zu machen, baute Mehlbringer einen alten Automaten, der ursprünglich für Nassklebetattoos gedacht war, so um, dass er Postkarten mit ihren Gedichten ausgibt. Von den 50 Texten im Buch sind 25 als Karten erhältlich. Der Automat stand bereits im Supercafé, bei Schwätzer & Söhne, im Café Klein Paulsen und aktuell im Café Allée, wo er noch bis Ende September bleibt. Danach kehrt er wieder ins Supercafé zurück.
Poesie aus dem Automaten: Das Buch dazu ist online erhältlich
Das Lyrikon ist für 12,99 Euro online bei Amazon oder Thalia erhältlich. Präsentiert wurde es bei einer Release-Veranstaltung in der Sparkasse Gießen. Außerdem trat Mehlbringer beim Literaturfestival in Wetzlar auf, wo sie aus ihrem Buch las und das Projekt vorstellte. Ein zweiter Band ist bereits in Planung – im nächsten oder übernächsten Jahr soll er erscheinen.

